Pia Schmalenberger M.A.
akademische Sprachtherapeutin
und Carolin Henning M.A.
akademische Sprachtherapeutin

05522/50 20 370

11. Juli 2023

Schnuller, Magic Cup, Fläschchen und Co. – Haben diese Dinge wirklich Auswirkungen auf das Sprechen?

In unserer Anamnese stellen wir immer die Frage, ob Kinder gestillt worden sind, ob es die Nuckelflasche oder auch den Schnuller gab oder eventuell noch gibt.

Diese Fragen geben uns Sprachtherapeutinnen häufig Auskunft darüber, warum ein Kind ggf. undeutlich spricht oder Schwierigkeiten im orofacialen Bereich hat (offener Mundschluss, falsche Zungenruhelage, vorgeschobener Oberkiefer etc.). Zu betonen ist jedoch: Ein Schnuller macht keine Sprachverzögerung oder Sprechstörung aus! Allerdings können ein zu häufiges Schnullern etc., das falsche Produkt oder ein zu spätes Abgewöhnen zu Zahnfehlstellungen und Kieferverformungen führen.

Das Saugbedürfnis eines Kindes sinkt bereits nach dem vierten bis fünften Lebensmonat; im Gegenzug wird das Kaubedürfnis verstärkt. Zu diesem Zeitpunkt wird das Schnullern zu einer eher schädigenden Angewohnheit und stört die physiologische Entwicklung.

Auch sprechen Kinder mit einem Schnuller im Mund deutlich weniger, dadurch entstehen folglich weniger Dialoge mit dem Kind und den Bezugspersonen. Das heißt, dass sowohl der aktive als auch der passive Wortschatz eingeschränkt werden können.

Das Sprechen, also die wichtige Koordination von Zunge, Lippen, Wangen und Gaumen wird ebenfalls negativ beeinflusst. Die orofacialen Muskeln können durch häufiges Schnullern nicht ausführlich koordiniert und trainiert werden. Außerdem wird durch den Nuckel der Mund nicht richtig geschlossen; die normale Ruheposition der Zunge kann nicht eingenommen werden.

Der Schnuller sollte folglich wohl dosiert und achtsam eingesetzt werden, so wie Medizin bei Kleinkindern: so wenig wie möglich und nur wenn nötig. Nach dem ersten Lebensjahr sollte der Nuckel ganz abgewöhnt werden. Und falls er doch noch länger da ist: Bitte den kleinsten, flachsten und weichsten Nuckel nutzen, da dieser nicht so viel Platz im Mund einnimmt und die Bewegung der Zunge nicht zu sehr einschränkt. Bleiben Sie von Anfang bis zum Entwöhnen bei der kleinsten Größe. Der Schnuller muss dem Kiefer nicht angepasst werden, denn der Kiefer wächst so gut wie nicht in die Breite. Kieferorthopäden empfehlen das Absetzen des Schnullers in einem Alter von spätestens 2 Jahren. Sollten bis dahin Kieferfehlstellungen entstanden sein, bilden sie sich oft noch durch den natürlichen Wachstumsprozess zurück.

Die Abgewöhnung vom Schnuller ist für die meisten Kinder sehr schwer, er ist für die Kinder oft ein Bindungsersatz und sollte durch ein anderes Bindungsobjekt (z.B. Kuscheltier) ersetzt werden. Lassen Sie sich kreative Ideen einfallen, wie und wodurch der Nuckel verschwinden kann (Osterhase, Weihnachtsmann, Schnullerfee). Unterstützen Sie Ihr Kind dabei!

Und auch der in den letzten Jahren sehr beliebte Magic Cup ist logopädisch betrachtet eher hinderlich für eine gesunde Entwicklung der Mundmuskulatur. Die Kinder schieben beim Saugen an dem Becher ihre Zunge nach vorne und dies ist beim normalen Schlucken unnatürlich. Lassen Sie Ihr Kind lieber aus kleineren Bechern das Trinken üben.